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Aktuelle & zukünftige Herausforderungen im BGM: #whatsnext Studie

Inhalt

Das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) hat sich in den letzten Jahren zu einem zentralen Bestandteil moderner Unternehmensführung entwickelt. In einer Zeit, in der der demografische Wandel, die Digitalisierung und die Globalisierung die Arbeitswelt nachhaltig verändern, stehen Unternehmen vor der Herausforderung, ihre BGM-Strategien kontinuierlich anzupassen. Das Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung untersucht in Zusammenarbeit mit der Techniker Krankenkasse und dem Personalmagazin die aktuelle sowie zukünftige Bedeutung verschiedener BGM-Themen. Die Ergebnisse der Studie sollen Arbeitgebern und Arbeitnehmern wertvolle Einblicke und Tipps für eine gesunde Arbeitsweise in der modernen Arbeitswelt geben.

Methodik und Stichprobe

Eine Lupe die auf einem Blatt Papier liegt, auf dem ein Graph mit großen Schwankungen zu sehen ist, die die Personalfluktuation wiederspiegeln.

Die Studie "Gesund arbeiten in der hybriden Arbeitswelt" hat im Herbst 2022 insgesamt 1.098 Organisationen zu ihrer Einschätzung verschiedener Themenbereiche befragt. Neben (privat-)wirtschaftlichen Unternehmen wurden auch öffentliche Einrichtungen in die Erhebung miteinbezogen. Die Rekrutierung erfolgte über verschiedene Kanäle wie Vorankündigungen auf den Internetseiten der Studienpartner, persönliche Kontaktaufnahme per E-Mail und Telefon sowie Maßnahmen im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit (z. B. Personalmagazin, Tagungen, Kongresse). In Abhängigkeit von der Fragestellung wurden verschiedene statistische Verfahren eingesetzt. Die Daten wurden auf ihre Passung zu einem wahrscheinlichkeitstheoretischen Modell geprüft, um festzustellen, ob ein signifikanter Zusammenhang zwischen den Variablen besteht.

Aktuelle Herausforderungen der Arbeitswelt

Die Arbeitswelt von heute ist geprägt von einer Vielzahl von Herausforderungen. Zu den aktuellen zählen insbesondere die überwältigende Menge der Aufgaben, die Mitarbeiter*innen täglich bewältigen müssen. Hinzu kommt die steigende Komplexität dieser Aufgaben, die ein hohes Maß an Fachwissen und Anpassungsfähigkeit erfordert. Parallel dazu wächst die Quantität von zu verarbeitenden Informationen, was es immer schwieriger macht, den Überblick zu behalten. Die fortschreitenden Entwicklungen in verschiedenen Lebensbereichen führen auch zu permanenten Veränderungen der Arbeitsbedingungen, die sowohl Chancen als auch Risiken bergen. Im Büroalltag führen Ablenkungen und Unterbrechungen oft dazu, dass der Arbeitsfluss gestört wird und die Produktivität leidet. In Zeiten von Smartphones und ständiger Vernetzung ist die permanente Erreichbarkeit zu einer Selbstverständlichkeit geworden, die jedoch auch ihre Schattenseiten hat, insbesondere in Bezug auf Work-Life-Balance. Das Selbstmanagement im Home-Office stellt zudem eine besondere Herausforderung dar, da hier die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben oft verschwimmen.

Zukünftige Probleme und Aufgaben

Betrachtet man die zukünftigen Herausforderungen, so ähneln sie in vielen Punkten den aktuellen. Die Menge und Komplexität der Aufgaben, die Informationsflut, die ständigen Veränderungen, Ablenkungen am Arbeitsplatz, ständige Erreichbarkeit und die Herausforderungen des Home-Office werden auch in Zukunft präsent sein und möglicherweise weiter zunehmen. Doch in den nächsten drei Jahren zeichnen sich auch andere spezifische Herausforderungen ab. Der Fachkräftemangel wird viele Branchen vor große Probleme stellen. Die Digitalisierung wird Arbeitsprozesse revolutionieren und neue Kompetenzen im Umgang mit neuen Techniken erfordern. Der demografische Wandel wird die Struktur der Belegschaften verändern und neue Anforderungen an die Arbeitskultur stellen, beispielsweise wird die Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ort zunehmend relevant werden. Auch werden Mitarbeiterbindung und -rekrutierung zu Schlüsselthemen, da Unternehmen in Anbetracht des Fachkräftemangels im Wettbewerb um die besten Talente stehen. Wenn es darum geht, qualifizierte Mitarbeiter*innen zu gewinnen und zu halten, ist das Angebot eines gesundheitsförderlichen Arbeitsplatzes ein entscheidender Aspekt, welcher die Attraktivität eines Unternehmens deutlich steigert.

Wie steht es um das betriebliche Gesundheitsmanagement?

In der zunehmend komplexen und fordernden Arbeitswelt rückt das Wohl der Mitarbeitenden immer stärker in den Fokus. Dennoch zeigen die aktuellen Ergebnisse, dass nur 27% der Organisationen ein ganzheitliches Gesundheitsmanagement umsetzen. Während knapp 30% der befragten Unternehmen angaben, aktuell an der Entwicklung eines BGM-Konzepts zu arbeiten, bieten etwa 32% immerhin vereinzelte BGM-Maßnahmen für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an. Besonders alarmierend ist jedoch, dass 8,4% der Organisationen überhaupt keine Angebote im Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung vorweisen können, obwohl die Gesundheit und das Wohlbefinden der Belegschaft direkt mit ihrer Leistungsfähigkeit verknüpft sind und somit einen entscheidenden Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten. Nur knapp die Hälfte der befragten Organisationen nimmt die Sach- oder Finanzleistungen der gesetzlichen Krankenkassen als Unterstützung ihrer Betriebsgesundheit in Anspruch. Hier besteht ein erhebliches Potenzial für eine engere Zusammenarbeit und bessere Nutzung der vorhandenen Ressourcen. Trotz der genannten Defizite gibt es jedoch auch positive Signale: Mehr als die Hälfte der Unternehmen bieten ihren Mitarbeitenden spezifische Angebote zur Gesundheitsförderung an. Dazu zählen insbesondere Maßnahmen in den Bereichen Arbeitssicherheit, betriebliches Eingliederungs- und Versorgungsmanagement, ergonomische Maßnahmen sowie Sport- und Bewegungsangebote.

Digitale Gesundheitsangebote gewinnen an Relevanz

Die zunehmende Digitalisierung bietet auch im Bereich der Gesundheitsförderung neue Möglichkeiten und Chancen. Dennoch zeigt die Umfrage, dass lediglich in knapp 40% der Organisationen solche Angebote zur Verfügung stehen. Aktuell haben digitale BGF-Angebote in vielen Unternehmen noch eine eher geringe Bedeutung. Doch der Trend deutet auf eine Veränderung hin: Es wird erwartet, dass digitale Maßnahmen zur Gesundheitsförderung in den nächsten drei Jahren eine (eher) große Bedeutung erlangen werden. Laut der befragten Organisationen erfährt die digitale Gesundheitsförderung unter den insgesamt 13 angefragten Themen den größten Bedeutungszuwachs. Ein genauerer Blick auf die Zahlen verdeutlicht die aktuelle Situation: Digitale BGF-Maßnahmen sind momentan nur in 37,2% der Einrichtungen vorhanden. Während 10,4% der Organisationen planen, solche Maßnahmen in naher Zukunft einzuführen, geben 44,2% der befragten Einrichtungen an, ihren Mitarbeitenden überhaupt keine digitalen BGF-Maßnahmen anzubieten. Die digitale Gesundheitsförderung hat zwar in einigen Organisationen bereits Fuß gefasst, jedoch besteht insgesamt noch erheblicher Handlungs- und Aufholbedarf. Angesichts der prognostizierten Bedeutungszunahme in den kommenden Jahren wird es für Organisationen immer wichtiger, in diesen Bereich zu investieren und die Gesundheit ihrer Mitarbeiter auch digital zu fördern.

Führungskräfte als zentrale Schlüsselrolle im BGM​

Im Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagements und der Gesundheitsförderung wird vor allem Führungskräften eine zentrale Bedeutung beigemessen. Dies spiegelt sich in der aktuellen Erhebung wider, in der mehr als 90% der befragten Organisationen angaben, dass Führungskräften sowohl heute als auch in den kommenden drei Jahren die größte Bedeutung in Bezug auf BGM/BGF zukommt. Doch welche konkreten Themen stehen im Zusammenhang mit der Führungskultur im Vordergrund? Aktuell sind es insbesondere die Schaffung einer positiven Unternehmenskultur, die Sicherung von Wissen innerhalb der Organisation und die Etablierung einer Feedbackkultur. Blickt man jedoch drei Jahre in die Zukunft, so rücken Themen neben der Wissenssicherung die gesunde Führung in den Fokus. Ein weiteres zentrales Thema wird zudem die achtsame Führung, auch bekannt als "Mindful Leadership", einnehmen. Die gesunde und achtsame Führung wird in den kommenden drei Jahren den größten Bedeutungszuwachs erfahren. Diese Entwicklung unterstreicht die wachsende Erkenntnis, dass Führungskräfte nicht nur für die betrieblichen Abläufe, sondern auch für das (mentale) Wohlbefinden und die Gesundheit ihrer Mitarbeiter*innen verantwortlich sind.

Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz

Die mentale Gesundheit der Beschäftigten ist ein elementares Thema der Arbeitswelt, das angesichts der zunehmenden Belastung am Arbeitsplatz an Bedeutung gewinnen wird. Blickt man in die Zukunft, so prognostizieren viele Unternehmen, dass Themen wie Burnout, Überforderung und Depression in den kommenden drei Jahren besonders relevant werden. Diese Annahmen decken sich mit den Ergebnissen aktueller Studien, welche belegen, dass Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen in den letzten Jahren stark zugenommen haben und sich dieser Trend mit hoher Wahrscheinlichkeit fortsetzen wird.
Trotz dieser Erkenntnisse führt nur etwa die Hälfte der Organisationen die eigentlich gesetzlich verpflichtende psychische Gefährdungsbeurteilung durch. Auch in Sachen Prävention ist hier noch viel Luft nach oben: Die aktuelle Untersuchung zeigt, dass Angebote zur Stressbewältigung und Ressourcenstärkung lediglich in knapp 40% der Organisationen vorhanden sind. Obwohl das Stresslevel der Beschäftigten stetig zunimmt, stellen nur 37% der befragten Organisationen Maßnahmen zur Entspannung bereit. Zudem geben viele Unternehmen an, dass ein großer Bedarf im Schaffen eines Gemeinschaftsgefühls besteht. Dies unterstreicht die Bedeutung von sozialen Bindungen und eines positiven Arbeitsklimas für die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden.

Zusammenfassung

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Arbeitswelt sowohl aktuell als auch in der Zukunft vor komplexen Herausforderungen steht. Organisationen, die proaktiv handeln, sich anpassen und die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden in den Mittelpunkt stellen, werden besser positioniert sein, um in dieser dynamischen Landschaft erfolgreich zu sein. Es wird entscheidend sein, nicht nur auf die aktuellen, sondern auch auf die kommenden Herausforderungen vorbereitet zu sein und Strategien zu entwickeln, die eine nachhaltige und resiliente Arbeitskultur fördern.

Was HR-Spezialist:innen im Jahr 2023 wissen müssen

Wie du den aktuellen Herausforderungen mit gezielten Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung begegnen kannst.

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