Der iga.Report 40 beschäftigt sich mit der Wirksamkeit und dem Nutzen arbeitsweltbezogener Gesundheitsförderung und Prävention. Der Bericht beantwortet Fragen zu den gesundheitlichen und ökonomischen Auswirkungen von Interventionen in der Arbeitswelt. Die Daten für den Bericht wurden durch eine systematische Literaturrecherche in elektronischen Datenbanken gesammelt. Insgesamt wurden 112 Volltexte einbezogen, darunter 100 systeatischer Reviews und 12 Meta-Reviews. Neben anderen arbeitsbezogenen Gesundheitsthemen widmet sich der Bericht auch dem Evidenzbezug und der Wirksamkeitsprüfung von Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention. Im Folgenden sind die wichtigsten Erkenntnisse hierzu zusammengefasst.
Evidenzbezug: Fortschritt durch Wissenschaft
Der evidenzbasierte Ansatz in der Prävention und Gesundheitsförderung bezieht sich auf die Verwendung von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Forschungsergebnissen, um die Wirksamkeit bestimmter Maßnahmen zu beurteilen. Dabei werden systematische Literaturrecherchen durchgeführt, um relevante Studien zur geplanten Intervention zu identifizieren und zu bewerten. Die Evidenzbasierung zielt darauf ab, objektive Informationen über die Wirksamkeit und den Nutzen von Maßnahmen zu liefern und auf dieser Grundlage Entscheidungen für die Implementierung dieser zu treffen. Es geht also darum, passende Interventionen für die eigene Einrichtung zu finden, die nachweislich positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben und diese in der Praxis umzusetzen. Die Evidenzbasierung ist deshalb wichtig, um die Wirksamkeit und den Nutzen von Maßnahmen beurteilen zu können. Somit kann festgestellt werden, ob die angestrebten Interventionsziele erreicht werden können und ob sie sich der Nutzen bereits an anderen Beispielen bestätigt hat. Dies ermöglicht eine fundierte Entscheidungsfindung bei der Auswahl und Umsetzung von Maßnahmen und trägt dazu bei, die Qualität und Effektivität der Gesundheitsförderung und Prävention zu verbessern. Nur knapp die Hälfte der befragten Organisationen nimmt die Sach- oder Finanzleistungen der gesetzlichen Krankenkassen als Unterstützung ihrer Betriebsgesundheit in Anspruch. Hier besteht ein erhebliches Potenzial für eine engere Zusammenarbeit und bessere Nutzung der vorhandenen Ressourcen. Trotz der genannten Defizite gibt es jedoch auch positive Signale: Mehr als die Hälfte der Unternehmen bieten ihren Mitarbeitenden spezifische Angebote zur Gesundheitsförderung an. Dazu zählen insbesondere Maßnahmen in den Bereichen Arbeitssicherheit, betriebliches Eingliederungs- und Versorgungsmanagement, ergonomische Maßnahmen sowie Sport- und Bewegungsangebote.
Grenzen und Möglichkeiten des evidenzbasierten Ansatzes
Wer evidenzbasierte Maßnahmen in der eigenen Einrichtung oder dem eigenen Unternehmen etablieren möchte, sollte um die Vorteile, aber auch Grenzen des evidenzbasierten Ansatzes in der Prävention und Gesundheitsförderung wissen.
Vorteile eines evidenzbasierten Ansatzes
Wirksamkeit: Durch die Berücksichtigung von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Studien kann die Wirksamkeit von Maßnahmen beurteilt werden. Dadurch können effektive Interventionen identifiziert und umgesetzt werden.
Qualitätssicherung: Ein evidenzbasierter Ansatz ermöglicht es, die Qualität von Maßnahmen zu überprüfen und sicherzustellen. Dies kann dazu beitragen, dass nur wirksame und qualitativ hochwertige Interventionen in der Praxis zum Einsatz werden.
Transparenz: Durch die Nutzung von Evidenz wird die Entscheidungsfindung transparenter. Es wird deutlich, auf welcher Grundlage Entscheidungen getroffen werden und welche wissenschaftlichen Erkenntnisse dabei berücksichtigt wurden.
Grenzen eines evidenzbasierten Ansatzes
Komplexität: Im Bereich der Prävention und Gesundheitsförderung finden sich oft komplexe Interventionen, die in sich verändernden sozialen Systemen stattfinden. Dies kann die Anwendung unter Umständen erschweren.
Kontextabhängigkeit: Die Wirksamkeit von Maßnahmen kann von verschiedenen Kontextfaktoren abhängen, wie z.B. der Zielgruppe, dem Setting oder den vorhandenen Ressourcen. Ein universeller Ansatz, der für alle Kontexte gleichermaßen gilt, ist daher oft nicht möglich und es müssen entsprechende Anpassungen auf die eigene Situation erfolgen.
Begrenzte Evidenz: Es gibt möglicherweise nicht immer ausreichend Daten aus Studien mit hoher Qualität. In solchen Fällen sollte die Methodik und Aussagekraft der Ergebnisse geprüft werden.
Externe Evidenz arbeitsbezogener Maßnahmen
Die externe Evidenz stammt in der Regel aus Interventionsstudien, deren Ergebnisse in wissenschaftlichen Veröffentlichungen dokumentiert sind. Systematische Reviews werden verwendet, um diese externe Evidenz zusammenzufassen und zu bewerten. Diese Übersichtsarbeiten schließen mehrere Studien zur selben Fragestellung ein und bieten einen Überblick über den aktuellen Wissensstand und bestehende Forschungsarbeiten. Sie werden oft für die Erstellung von Leitlinien und Handlungsempfehlungen herangezogen. Durch die Berücksichtigung vieler verschiedener Studien zu einem Thema ist es möglich, sich ein umfassendes und differenziertes Bild der aktuellen Datenlage zu machen.
Wirksamkeitsprüfung von Gesundheitsinterventionen
Die Wirksamkeit von Maßnahmen wird in der Regel durch Interventionsstudien untersucht. Dabei wird geprüft, ob eine bestimmte Maßnahme in einer Gruppe von Beschäftigten eine Wirkung hervorgerufen hat. Neben dieser Interventionsgruppe sollte auch eine Kontrollgruppe bestehen, welche keine Maßnahme erhält, um den tatsächlichen Effekt und die Kausalität der Intervention zu untersuchen. Zur Feststellung einer möglichen Verbesserung durch die Maßnahme können verschiedene Erhebungsinstrumente verwendet werden. Beispielsweise kann in Fragebögen das psychische Wohlbefinden von Probanden gemessen werden, aber auch objektive Parameter wie der Blutdruck können zur Beurteilung herangezogen werden. Neben solchen Studien werden auch systematische Reviews durchgeführt, um die Evidenz zur Wirksamkeit von Maßnahmen zusammenzustellen und zu bewerten. In diesen Reviews werden mehrere Studien zur selben Fragestellung eingeschlossen und deren Ergebnisse zusammenfassend beurteilt. Dabei wird Qualität der Studien und ihre Methodik berücksichtigt. Es gibt auch Checklisten wie AMSTAR 2, welche helfen, die Qualität und Zuverlässigkeit systematischer Übersichten zu bewerten.
Hier findest du den vollständigen iga.Report 40.
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