Blut- und Organspenden retten Leben und verbessern die Gesundheitsversorgung in Deutschland und Österreich. In beiden Ländern gibt es gut organisierte Systeme für Blut- und Organspenden. In diesem Beitrag erfährst du mehr über die Abläufe, Regelungen sowie relevante Zahlen und Fakten.
Blutspende in Deutschland und in Österreich
Blutspenden in Deutschland und Österreich basieren auf Freiwilligkeit. Für eine Spende gibt es keine fixe Bezahlung, doch oft werden kleine Geschenke oder Verpflegungsboxen angeboten. Beide Länder haben strenge Richtlinien, um die Sicherheit der Spender*innen und die Qualität des Blutes zu gewährleisten.
Spenderinnen müssen mindestens 18 Jahre alt sein; in Österreich gilt eine Altersgrenze von 70 Jahren. Das Mindestgewicht beträgt 50 kg. Besondere Ausschlusskriterien, wie Diabetes oder die Einnahme bestimmter Medikamente, verhindern gesundheitliche Risiken für Spenderinnen und Empfänger*innen.
Blut kann bei mobilen und stationären Stellen sowie bei speziellen Blutspendeaktionen gespendet werden. Es wird empfohlen, am Vortag ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen und leicht zu essen. Vor und nach der Spende sollte man auf Sport verzichten. Die Spende selbst dauert etwa zehn Minuten, wobei du insgesamt mehr Zeit einplanen solltest. Das gespendete Blut wird in Krankenhäusern verwendet, um Patienten in Notfällen oder bei Operationen zu versorgen. Beide Länder benötigen mehr Blut, als gespendet wird, daher ist es wichtig, regelmäßig zu spenden.
Blutspendearten
Es gibt verschiedene Blutspenden, je nachdem welcher Bestandteil des Blutes gespendet werden soll. Dabei gibt es Unterschiede im Entnahmeverfahren, der Dauer und Verwendung sowie der vorgeschriebenen Zeitabstände zwischen den Spenden. Wird nur ein bestimmter Teil des Blutes gespendet, dauert die Entnahme aufgrund des Trennverfahrens meist länger, jedoch ist die zeitliche Sperre zwischen den Spenden geringer.
Vollblutspende
Etwa 500 ml Blut werden entnommen, das alle Hauptbestandteile wie rote Blutkörperchen, Plasma, Blutplättchen und weiße Blutkörperchen enthält. Diese Spende wird oft in Notfällen und bei Operationen eingesetzt.
Plasmaspende
Hierbei wird das Plasma, der flüssige Teil des Blutes, entnommen, während die festen Bestandteile zurückgeführt werden. Plasmaspenden dauern etwa 45 Minuten und können häufiger wiederholt werden.
Erythrozytenspende (Rote-Blutkörperchen-Spende)
Diese Spende konzentriert sich auf die roten Blutkörperchen, die Sauerstoff transportieren. Sie ist besonders wichtig für Patienten mit Anämie oder schweren Verletzungen.
Thrombozytenspende
Thrombozyten sind für die Blutgerinnung wichtig. Diese Spende dauert länger und ist besonders wichtig für Patienten mit Blutgerinnungsstörungen oder Krebspatienten.
Organspende
Organspende kann nicht nur Leben retten, sondern auch die Lebensqualität von schwerkranken Menschen erheblich verbessern. Besonders die Niere ist das am häufigsten benötigte Organ, da zahlreiche Menschen an Nierenversagen leiden und auf eine Transplantation angewiesen sind, um ihr Leben zu verlängern und ihre Gesundheit zu stabilisieren. Interessanterweise kann eine Niere auch von lebenden Spender*innen gespendet werden. Dies ist möglich, weil der menschliche Körper mit nur einer funktionierenden Niere vollständig auskommt, solange diese gesund ist.
Andere lebenswichtige Organe, wie Herz, Leber, Lunge und Bauchspeicheldrüse, werden hingegen postmortal gespendet. Das bedeutet, dass diese Organe nach dem Tod entnommen werden, um Menschen zu helfen, die an schweren Erkrankungen leiden, bei denen eine Transplantation die einzige Heilungschance bietet. Die Organentnahme erfolgt nach dem Tod des Spenders oder der Spenderin unter strengen medizinischen und ethischen Richtlinien.
Um die verfügbaren Organe gerecht zu verteilen, werden Wartelisten geführt. Diese Listen basieren auf verschiedenen Kriterien wie medizinischer Dringlichkeit, Gewebeverträglichkeit und dem allgemeinen Gesundheitszustand der Patientinnen. Bei der Vergabe der Organe spielt die Dringlichkeit eine entscheidende Rolle: Patienten mit der schwersten Erkrankung oder der kürzesten Überlebenszeit auf der Liste haben oft Vorrang. Zudem wird die Übereinstimmung der Gewebe- und Blutgruppen zwischen Spenderin und Empfänger*in geprüft, um das Risiko von Abstoßungsreaktionen zu minimieren und die Erfolgschancen der Transplantation zu erhöhen.
Die Wartelisten und die Verteilung der Organe sind komplexe Prozesse, die eine enge Zusammenarbeit zwischen medizinischen Fachleuten, Transplantationszentren und nationalen oder regionalen Organverteilungsnetzwerken erfordern. Diese Prozesse gewährleisten, dass die Organe gerecht und effizient denjenigen zugutekommen, die am dringendsten Hilfe benötigen.
Zusammengefasst ist die Organspende ein lebensrettender Akt, der es ermöglicht, schwerkranken Menschen eine zweite Chance auf ein gesundes Leben zu geben. Die effiziente Verteilung und Zuteilung der Organe sind entscheidend, um den maximalen Nutzen aus den gespendeten Organen zu ziehen und das Leben der Empfänger*innen zu verbessern.
Unbegründete Sorge:
Schnellerer Tod wegen Organspende
Einige Menschen fürchten, schneller für tot erklärt zu werden, um Organe zu entnehmen. Dies ist jedoch ein Missverständnis. Vor der Organspende müssen Ärzte den irreversiblen Hirnfunktionsausfall bestätigen, und das erfolgt nach strengen Richtlinien
Organspende in Deutschland
In Deutschland kommen auf eine Millionen Einwohner*innen ca. 10 Organspender*innen, wobei deutlich mehr Organe benötigt werden (ca. 8.500), als zur Verfügung stehen (ca. 900). In Deutschland beträgt die Wartezeit auf eine Niere im Durchschnitt etwa acht Jahre und damit wesentlich länger als in anderen europäischen Ländern. Das Transplantationsgesetz regelt die Organentnahme und -transplantation, die Zustimmung des Spenders und den Schutz seiner Rechte. Laut diesem Gesetz gilt die sogenannte “Entscheidungslösung”. Das bedeutet, Organe dürfen nur dann entnommen werden, wenn der Verstorbene zu Lebzeiten seine ausdrückliche Zustimmung zur Organspende gegeben hat, die beispielsweise in einem Organspendeausweis festgehalten wird. Falls keine ausdrückliche Zustimmung vorliegt, können die Angehörigen eine Entscheidung treffen.
Die Entscheidungslösung hat jedoch einen entscheidenden Haken: Laut einer repräsentativen Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2022) stimmen 73% der Menschen einer Organentnahme nach ihrem Ableben zu. Allerdings haben lediglich 44% ihre Entscheidung dokumentiert, sodass viele potenzielle Spender*innen schlichtweg nicht als solche ausgewiesen sind. Die geringe Spendenbereitschaft in Deutschland beruht also zu großen Teilen auf der Regelung, da sich die Einwohner*innen aktiv mit dem Thema beschäftigen und eine Entscheidung treffen müssen, was jedoch nur wenige tun. Wird zu Lebzeiten keine Entscheidung getroffen und/oder dokumentiert, sind die Angehörigen im Falle des Todes mit dieser schwierigen Entscheidung konfrontiert und mit der Verantwortung häufig überfordert. Wenn auch du dich zum Thema Organspende informieren möchtest, kannst du das hier tun und dir einen Ausweis bestellen.
Organspende in Österreich
Die sogenannte Widerspruchslösung ist die in Europa am meisten verbreitete Regelung und gilt auch in Österreich, sodass jede Person als potentielle*r Spender*in angesehen wird, sofern er zu Lebzeiten nicht ausdrücklich einer Organentnahme widersprochen hat. Diese Entscheidung kann auf einem Organspendeausweis oder auch im offiziellen Widerspruchsregister festgehalten werden. Dass diese Lösung funktioniert und viele Leben rettet, zeigt due Statistik.
In Österreich standen zum Jahresbeginn 2023 etwa 700 Menschen auf der Warteliste für ein Organ, während es im Vorjahr etwa genauso viele Transplantationen von verstorbenen Spender*innen gab – eine vorzeigbare Quote. Es gibt 25 Organspender*innen je eine Millionen Einwohner*innen. Damit liegt Österreich bei der europaweiten Spendenbereitschaft auf Platz 2 hinter Spanien mit 46 Spender*innen je Million Einwohner*innen. Auf das meistgefragte Organ, die Niere, wartet man hierzulande im Schnitt drei Jahre. Die hohe Spendenbereitschaft der Bevölkerung und die klaren Regelungen zur Organspende tragen dazu bei, dass Menschen, die auf eine Spende angewiesen sind, eine bessere Chance auf Heilung und Weiterleben haben.
Die Entscheidung leben zu retten
Blut- und Organspende sind ein Akt der Nächstenliebe und Solidarität. Ein einziger Spender kann das Leben mehrerer Menschen retten oder verbessern. Wie der Vergleich von Deutschland und Österreich zeigt, haben die Regelungen zur Organspende einen bedeutenden Einfluss auf die tatsächlich geltende Spendenbereitschaft und entscheiden über Leben oder Tod zahlreicher Menschen. Wenn du gesund bist und die Voraussetzungen erfüllst, solltest du in Erwägung ziehen, Blut zu spenden und deinen Willen zur Organspende zu dokumentieren, um anderen Menschen Hoffnung auf ein zweites Leben zu schenken und deine Angehörigen im Todesfall zu entlasten.