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Wie funktionieren Lernen & Gedächtnis?

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Geburtstage, Telefonnummer, Radfahren – alles was wir wissen oder können, haben wir einmal gelernt und in unserem Gedächtnis abgespeichert. Das Erlernte können wir bei Bedarf einfach abrufen oder es kommt auch mal vor, dass wir Dinge vergessen, die wir doch eben noch im Kopf hatten. Wie genau solche Lernprozesse ablaufen und wie unser Gedächtnis funktioniert, erfährst du hier.

Der Lernprozess

Lernen ist der Prozess, durch den Individuen neues Wissen oder Fähigkeiten erwerben. Dies kann durch direkte Erfahrung, Beobachtung oder formale Bildung geschehen. Das Gehirn spielt dabei eine zentrale Rolle, indem es Informationen durch die Sinnesorgane aufnimmt, sie verarbeitet und in verschiedenen Regionen speichert.

Ein Schlüsselkonzept des Lernens ist die Neuroplastizität. Dies bezieht sich auf die beeindruckende Fähigkeit des Gehirns, sich im Laufe der Zeit zu verändern. Durch das Knüpfen neuer Verbindungen zwischen Neuronen oder das Stärken bestehender Verbindungen kann das Gehirn seine Struktur und Funktion anpassen. So können Hirnregionen wachsen, wenn sie regelmäßig trainiert und herausgefordert werden – wie ein Muskel.

Milliarden von Nervenzellen als Speicherplatz

Das menschliche Gehirn besteht aus geschätzt 100 Milliarden Nervenzellen, die zusammen mit ihren Verbindungen ein riesiges Netzwerk bilden und so als Speichermedium fungieren. Rufen wir eine Erinnerung ab, wird ein bestimmtes Muster an Nervenzellen aktiviert. So manche Information bleibt ein Leben lang erhalten. Je öfter dieses Muster an Neuronen aktiviert wird, desto mehr wird es gefestigt, da zum einen mehr Neuronen beteiligt sind und die Verbindung zwischen diesen gestärkt wird.

Besonders gut merken wir uns Dinge, wenn sie mit starken Emotionen verknüpft sind, wie beispielsweise der erste Kuss oder ein Schreckmoment, in dem wir große Angst hatten. Was aber passiert, wenn Erinnerungen verblassen und das Gedächtnis nachlässt? Wie oben beschrieben, kann man das Gedächtnis mit einem Muskel vergleichen, der sich trainieren lässt. Allerdings wird seine Leistung auch schwächer, wenn er nicht mehr gefordert wird: “Use it or lose it” ist dabei das Motto. Wenn das Gedächtnis und dort gespeichertes Wissen nicht genutzt wird, geht es verloren.

Gedächtnisarten

Unser Gedächtnis kann in verschiedene Typen unterteilt werden. Die drei Hauptgedächtnisarten sind die folgenden:

Sensorisches Gedächtnis

Das sensorische Gedächtnis, auch Ultrakurzzeitgedächtnis oder Immediatgedächtnis genannt, nimmt Sinneseindrücke kurzfristig für wenige Millisekunden bis zwei Sekunden auf. Es filtert wichtige Wahrnehmungen und leitet sie an das Kurzzeitgedächtnis weiter, während unwichtige Informationen schnell überschrieben werden. Es beinhaltet Sinneswahrnehmungen wie Hören und Sehen.

Arbeitsgedächtnis

Das Arbeitsgedächtnis, auch Kurzzeitgedächtnis genannt, ermöglicht das bewusste Verarbeiten von Informationen für einige Minuten. Es hilft z.B. beim Merken von Handynummern oder Gedichtzeilen. Für langfristiges Behalten müssen Informationen ins Langzeitgedächtnis übertragen werden, da das Arbeitsgedächtnis begrenzten Speicherplatz hat.

Langzeitgedächtnis

Das Langzeitgedächtnis speichert wichtige Informationen dauerhaft, wie Muttersprache, erlernte Fähigkeiten und Faktenwissen. Um diese Informationen zu festigen, sind Üben und Wiederholen essentiell. Das Verknüpfen von Inhalten mit Emotionen oder anderem Wissen sowie Schlaf, insbesondere der REM-Schlaf, können die Gedächtnisbildung unterstützen.

Das Gedächtnis stärken

Das Gedächtnis wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst, sowohl internen als auch externen. Hier sind einige der wichtigsten Faktoren, die das Gedächtnis beeinflussen:

  • Alter: Mit zunehmendem Alter können sich Veränderungen in der Struktur und Funktion des Gehirns ergeben, die das Gedächtnis beeinflussen. Während das deklarative Gedächtnis (z. B. Fakten und Ereignisse) im Alter abnehmen kann, bleibt das prozedurale Gedächtnis (z. B. Fahrradfahren) oft erhalten.
  • Schlaf: Ein guter Schlaf ist entscheidend für die Gedächtniskonsolidierung. Während des Schlafs verarbeitet und speichert das Gehirn Informationen. Schlafmangel kann das Gedächtnis und die kognitive Funktion beeinträchtigen.
  • Stress: Chronischer Stress und hohe Cortisolspiegel können schädliche Auswirkungen auf das Gehirn haben, insbesondere auf den Hippocampus, der für das Gedächtnis wichtig ist.
  • Ernährung: Bestimmte Nährstoffe und Lebensmittel können die Gehirnfunktion und das Gedächtnis positiv beeinflussen, während andere schädlich sein können.
  • Krankheiten und Verletzungen: Neurologische Erkrankungen wie Alzheimer, Schlaganfall oder traumatische Hirnverletzungen können das Gedächtnis beeinträchtigen.
  • Wiederholung und Übung: Das regelmäßige Wiederholen von Informationen kann helfen, sie im Langzeitgedächtnis zu verankern.
  • Aufmerksamkeit: Um sich an etwas zu erinnern, muss man zunächst darauf achten. Ablenkungen oder Multitasking können die Gedächtnisbildung beeinträchtigen.

 

Es gibt viele andere Faktoren, die das Gedächtnis beeinflussen können, aber dies sind einige der häufigsten und am meisten untersuchten. Es ist wichtig zu beachten, dass das Gedächtnis komplex ist und von einer Kombination aus genetischen, biologischen, psychologischen und umweltbedingten Faktoren beeinflusst wird.

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