Der Work Ability Index (WAI) ist ein diagnostisches Instrument zur Bewertung der Arbeitsfähigkeit von Beschäftigten. Das Konzept des WAI basiert auf der Erkenntnis, dass die Arbeitsfähigkeit von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird, die in einem strukturierten Fragebogen erfasst werden. Das Hauptziel des WAI ist es, die subjektive Wahrnehmung der aktuellen und zukünftigen Arbeitsfähigkeit von Arbeitnehmern zu bewerten, um arbeitsbedingte Gesundheitsrisiken frühzeitig zu erkennen und geeignete Präventionsmaßnahmen umzusetzen.
Der WAI erfasst sieben zentrale Dimensionen: die aktuelle Arbeitsfähigkeit im Vergleich zur besten jemals erreichten Arbeitsfähigkeit, die aktuelle Arbeitsfähigkeit in Bezug auf die physischen und psychischen Anforderungen der Arbeit, die Anzahl der medizinisch diagnostizierten Krankheiten, das Ausmaß der krankheitsbedingten Fehlzeiten in den letzten 12 Monaten, die Selbsteinschätzung der Arbeitsfähigkeit in den nächsten zwei Jahren sowie die mentalen Ressourcen und das allgemeine Wohlbefinden.
Der Fragebogen ist in einer Kurz- und Langversion verfügbar, die sich in der Anzahl der bewerteten Krankheitskategorien unterscheiden. Die Ergebnisse werden zu einem Indexwert zusammengefasst, wobei ein höherer Wert auf eine bessere Arbeitsfähigkeit hinweist. Studien zeigen, dass der WAI eine gute Übereinstimmung mit klinischen Studienergebnissen aufweist und akzeptable bis gute Zuverlässigkeitswerte erzielt. Der WAI ist auch ein starker Prädiktor für drohende Berufsunfähigkeit und wird oft als Grundlage für gezielte Gefährdungsbeurteilungen verwendet. Trotz seiner Vorteile weist der WAI einige Einschränkungen auf. So erfasst er keine spezifischen beruflichen Stressfaktoren und Arbeitsanforderungen, was Bedenken hinsichtlich seiner Validität in bestimmten Kontexten aufwirft. Zudem kann der umfassende Charakter des Fragebogens seine Praktikabilität beeinträchtigen. Trotzdem bleibt der WAI ein wertvolles Instrument zur Bewertung und Förderung der Arbeitsfähigkeit von Arbeitnehmern.