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Nachhaltige Ernährung

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Was hat meine Ernährung mit dem Amazonas in Brasilien zu tun? Im Alltag ist vielen Menschen nicht bewusst, dass ihre Kaufentscheidungen im Supermarkt nicht nur Auswirkungen auf ihre Gesundheit, sondern auch auf das planetare Ökosystem und das Klima haben. In diesem Beitrag erfährst du, welche Probleme unsere herkömmliche Ernährungsweise mit sich bringt, wo die Ursachen dieser liegen und wie eine nachhaltige Ernährung aussieht.

Was hat Ernährung mit Nachhaltigkeit zu tun?

Unsere Ernährungsweise beeinflusst uns in vielerlei Hinsicht. Sie kann vitalisieren oder träge machen, Gesundheit fördern oder gefährden und sie hat Einfluss auf unsere Leistungsfähigkeit. Doch unser Essverhalten hat ebenfalls Auswirkungen auf unser Ökosystem, das Klima und die natürlichen Ressourcen dieser Erde. Die Problematik unseres Ernährungssystems ist vielfältig und komplex. Die Lebensmittelproduktion ist für rund ein Viertel der globalen Emissionen verantwortlich und trägt damit maßgeblich zur Erderwärmung bei. Erzeugung, Verarbeitung, Lagerung sowie Transport benötigen viel Energie und verbrauchen Ressourcen.

Landwirtschaftliche Anbaupraktiken gehen häufig mit der Verwendung von Kunstdünger einher, wobei die dadurch entstehende Stickstoffbelastung intakte Lebensräume wie Seen oder Flüsse bedroht. Durch die Massentierhaltung zur Fleischproduktion werden enorme Mengen an Methan frei, ein Klimagas, welches 25 mal schädlicher als Kohlendioxid ist.

Auch der Flächenverbrauch hat negative Konsequenzen für die planetaren Ökosysteme und deren Bewohner: Durch die Rodung von Wäldern zum Futter- sowie Lebensmittelanbau verlieren heimische Tiere ihr Zuhause. Es kommt zum Verlust der Biodiversität. Zudem gehen große Massen an Pflanzenbeständen verloren, welche das klimaschädliche CO2 in Zucker und Sauerstoff umwandeln. Obwohl diese Problematiken seit Jahrzehnten bekannt sind, hat die Abholzung des Amazonas im ersten Halbjahr 2022 einen traurigen Höchstwert erreicht. Ebenfalls schwindet die globale Wasserverfügbarkeit, der Fischbestand der Meere und die Erde wird zunehmend mit Mikroplastik oder anderen Substanzen belastet.

Wie konnte es so weit kommen?

Die Ursachen sind auf verschiedenen Ebenen zu finden. Bei Einzelpersonen spielt vor allem fehlende Kenntnis der Zusammenhänge von Produkt und Auswirkung eine Rolle, bzw. das Bewusstsein dieser beim alltäglichen Gang in den Supermarkt. Wer denkt beim Kauf der Nuss-Nougat-Creme für das Frühstück schon an die Abholzung des Amazonas? Und auch wenn jemand sich über die Konsequenzen unseres Ernährungssystems bewusst ist, führt das nicht automatisch zu einer Verhaltensänderung. Das menschliche Essverhalten ist weniger rational und unterliegt vorwiegend kulturellen, situativen, sozialen sowie emotionalen Einflüssen und ist außerdem eine Frage der Gewohnheit. Zudem ist es für Verbraucher*innen nicht immer sofort ersichtlich, wie hoch der Ressourcenverbrauch und Umweltschaden einzelner Lebensmittel ist.

Für die Hersteller und den Einzelhandel ist eine offensichtliche Kennzeichnung ökonomisch nicht immer sinnvoll, denn so könnten Konsumenten*innen auf bestimmte Produkte verzichten und den Umsatz dadurch mindern. Umweltverträglich und fair zu produzieren ist häufig kostenintensiv und mit viel Aufwand verbunden. Folglich stellen viele Unternehmen ihre Waren lieber günstiger, schneller und in großen Mengen her, da sie eher am finanziellen Zugewinn als an Nachhaltigkeit interessiert sind.

Auf politischer Ebene kann es Interessenskonflikte geben, sodass den Interessen verschiedener Lobbys der Vorrang gegeben wird, anstatt den Umwelt- und Klimaschutz zu priorisieren. Des Weiteren haben politische Maßnahmen oftmals nur einen geringen Effekt und die Umsetzung dieser gestaltet sich langwierig.

Die Lösung: Eine nachhaltige Ernährung

Unter nachhaltiger Ernährung versteht man eine Ernährungsweise, welche nur geringe Auswirkungen auf Umwelt, Ökosysteme sowie Klima hat, die Biodiversität berücksichtigt, zur Verbesserung der globalen Ernährungssituation beiträgt, sozial verträglich ist und heutigen sowie zukünftigen Generationen eine gesunde und natürliche Lebensgrundlage ermöglicht. Das sind ganz schön viele Aspekte, jedoch benötigt es angesichts der weitreichenden und mehrdimensionalen Auswirkungen der globalen Ernährungssituation eine umfassende Grundlage, um diesen Problemen mit angemessenen Lösungen begegnen zu können.

Dabei sind sowohl Politik und Wirtschaft als auch Gesellschaft und Konsumenten*innen gefragt. Auch wenn es zunächst nicht so scheint, hat unser individuelles Einkaufsverhalten Einfluss auf die Situation. Immerhin produzieren die Hersteller jene Waren, welche besonders gefragt sind. Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Das Gute daran: Du kannst als Konsument*in Einfluss nehmen und im folgenden Abschnitt erfährst du, auf was es zu achten gilt.

Lösungsansätze auf Konsumentenebene

Die EAT-Lancet-Kommission, bestehend aus 37 Wissenschaftler*innen, benennt folgende Aspekte einer gesundheitsförderlichen sowie umwelt- und ressourcenschonenden Ernährung: Grundlage ist eine pflanzenbasierte Ernährungsweise. Im Vordergrund stehen der Konsum von Gemüse, Obst und Vollkornprodukten sowie von Hülsenfrüchten und Nüssen. Der Verzehr von tierischen Produkten und Fleisch sollte eine untergeordnete Rolle spielen, ebenso wie der von Zucker.

Darüber hinaus sollte beim Kauf auf die saisonale sowie regionale Verfügbarkeit der Lebensmittel geachtet werden, da so weniger Chemikalien zur Konservierung von Obst und Gemüse zum Einsatz kommen und emissionsstarke Transportwege wegfallen. Neben der Nachhaltigkeit empfiehlt es sich auch der Gesundheit wegen zu Produkten mit einem geringen Verarbeitungsgrad zu greifen. Frisches Obst und Gemüse enthält deutlich mehr Mikro- und Mineralstoffe als Fertigwaren wir Blätterteig, Tiefkühlpizza oder Doseneintopf. Verpackungsarm oder sogar -freie Ware spart Müll und trägt dazu bei, die Umweltbelastung durch Mikroplastik zu reduzieren. (Und zum Wertstoffhof muss auch seltener gefahren werden)

Wer nicht auf Fleisch verzichten will, hat die Möglichkeit, auf die Art der Tierhaltung zu achten, um Klima- und Tierschutz zu fördern. Außerdem ist es ratsam, auf Produkte mit Palmöl zu verzichten, da für dessen Anbau weite Teile des Amazonas gefällt werden und es gute Alternativen wie z.B. Sonnenblumenöl gibt. Ein Blick auf die Rückseite des Produktes lohnt sich immer, um sich über Herkunft und damit verbundene Transportwege sowie Inhaltsstoffe zu informieren. Überhaupt spielt Wissen beim Thema nachhaltige Ernährung eine große Rolle. So manche Information lässt sich nur schwer erkennen und ist nicht deklarierungspflichtig. Wir haben am Ende dieses Textes drei weiterführende Links für dich, damit du dich informieren und so eine selbstbestimmte Kaufentscheidung treffen kannst.

Last but not least: Lebensmittelverschwendung

Zuletzt ist ein wichtiger Aspekt nicht zu vergessen: Die Verschwendung von Lebensmitteln. Dabei hat sich vor allem jeder an die eigene Nase zu fassen, denn rund 60% (6,5 Millionen Tonnen)  der nationalen Lebensmittelverschwendung in Deutschland sind auf private Haushalte zurückzuführen. Nahrungsmittel sind kostbare Güter. Bis diese im eigenen Kühlschrank liegen, braucht es Wasser, Zeit, Arbeitskraft, Ressourcen und letztendlich auch das eigene Geld. Über diesen Wert sollte sich jede*r bewusst sein und klug wirtschaften, um Lebensmittelabfälle möglichst zu vermeiden. 

Save the planet ist das Motto einer nachhaltigen Ernährung. Wer dies im Alltag berücksichtigen will, braucht das entsprechende Wissen sowie die Motivation verantwortungsvoll und nachhaltig einzukaufen. Es lohnt sich aber, denn so lassen sich neben der eigenen Gesundheit auch Klima-, Umwelt- und Tierschutz sowie die generationengerechte Bewirtschaftung unserer Erde fördern. 

Weiterführende Informationen & Quellen:

Publikation-Koerber-2014

Bundeszentrum für Ernährung

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft

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